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Kubo, Mayako
Komponistin
In Kobe aufgewachsen macht Mayako Kubo am Osaka College of Music einen Abschluss (BA) als Pianistin. 1972 geht sie nach Wien, um Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und Friedrich Cerha zu studieren, dazu Musikgeschichte und Philosophie. Mit dem Diplom (MA) schließt sie ihr Kompositionsstudium an der Universität der Künste Wien ab. 1980 setzt sie ihre Studien bei Helmut Lachenmann in Hannover und Stuttgart fort. 1982 kommt ihr Sohn Florian zur Welt. Drei Jahre später lässt sich Kubo in Berlin nieder. Sie ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Zeitgenössische Musik “ZeitMusik”. Von 1990 bis 1994 arbeitet sie in Marino bei Rom; seither lebt sie wieder in Berlin.
Kubos Kompositionsstil verdankt viel ihrer klassischen Klavierausbildung, den Studien am Institut für Elektroakustische und Experimentelle Musik Wien sowie der Auseinandersetzung mit anderen szenischen Künsten wie Tanz, Theater und Performance. 1979 erhielt sie für „Itemur Meditemur for Hiroshima“ den Anerkennungspreis beim internationalen Wettbewerb für Elektroakustische –Experimentelle Musik in Bourges . In den neunziger Jahren wendet sie sich verstärkt dem Musiktheater zu und entwickelt dafür eine ganz spezifische, freie und expressive Tonwelt. „Terzen und Straßenbahngeräusche – beides ist immer da. Die Uraufführung der Oper „Rashomon“ 1996 in Graz – ein Auftragswerk des Opernhauses und des Steirischen Herbstes – gerät zu einem der Höhepunkte ihrer Karriere. „Kubo weiß mit großer Sicherheit einen Bogen zu spannen zwischen der japanischen Literatur und der europäischen Musiktradition“. Auch die Erstaufführung von „Rashomon“ in japanischer Sprache in Tokio wurde 2002 von Kritikern und Publikum gefeiert. Kubos zweite Oper „Osan“ folgte 2005. Als Auftragswerk des New National Theatre Tokyo wurde sie dort mit großen Erfolg uraufgeführt.
2009 gründet sie YACOB, das Young Asian Chamber Orchestra Berlin, als dessen künstlerische Leiterin sie fünf Jahre fungierte. Ihre dritte Oper “Der Spinnfaden” gelangt 2010 in Berlin zur Uraufführung. 2014 ist Kubo als Composer in Residence zu den Mondsee Musiktagen eingeladen. Im Herbst 2014 sorgte ihre Kinderoper „Träume” als die erste Kinderoper, die durch das Grundschul-Orchester begleitet ist, in Japan für großes Aufsehen. Ebenfalls 2016 startete Kubo die Kammerkonzert-Reihe „Mazel Tov International“ und bringt Uraufführungen sowie Präsentationen der Werke von jüdischen Exil-Musikern in Japan und in Osteuropa. 2017/18 erhielt sie ein Paris-Stipendium von der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten Berlin. Mit ihrem Werk „Sanriku Lieder“ (für die Opfer des Tsunami 2011) gewann das Kyoto Philharmonic-Chamber Orchestra den Sagawa Musikpreis 2017. Saison 2019/2020 ist Kubo Composer in Residence des Rundfunk Sinfonieorchesters Berlin. 2020 gewann sie den ersten Preis des Internationalen Komponistinnen Wettbewerbs vom Bundes-GEDOK. 2021 ist sie für den Deutschen Musikautorenpreis nominiert und gewinnt den “The Prix Annelie de Man - Black Pencil Prize”. Ihr Musiktheaterstück „John Rabe – Endstation Siemensstadt“, gefördert durch die Ernst Siemens Musikstiftung, wurde Oktober 2021 erfolgreich in Berlin uraufgeführt. Die Uraufführung von „Ich will zornig sein“, einer großen Kantate nach dem Text von Thomas Bernhard, erfolgt 2022 November in Berlin.
Mayako Kubo war Fellow der Japan Foundation (1999), Fellow des Hanse-Wissenschaftskollegs (2002, 2024), der Yaddo Foundation (2004-2007) und der Bogliasco Foundation (2006). Sie hält regelmäßig Vorträge an Musikhochschulen und Kulturinstituten, etwa in Fukushima, Kyoto, Tokio, Wien, Graz, Rom, Berlin, Prag und Köln. Ihre Kompositionen wurden auf den wichtigsten internationalen Musikfestivals wie den Donaueschinger Musiktagen, dem Mondsee Musikfestival, MärzMusik, Musikprotokoll oder Wien Modern aufgeführt und von bekannten Künstler_innen interpretiert, darunter Sylvain Cambreling, Peter Eötvös, Beat Furrer, Herbert Henck, Konrad Junghänel, Bernd Kontalsky, Stefan Lano, Lin Hwai-min, Martin Mumelter, Wen Sinn Yang, Ensemble Modern, Grazer Philharmonisches Orchester, Bärmanntrio, Sonar Quartett, Hagen-Quartett, Auryn Quartett, Klangforum Wien, Rundfunk Sinfonieorchester Berlin, Kyoto Symphony Orchestra, Schola Cantorum Stuttgart, Radiosymphonie Orchester Stuttgart, Südwestfunk Orchester, Tokyo Philharmonic Orchestra.
Kubos Oeuvre, das rund 160 Kompositionen umfasst, ist im Ariadne Musikverlag, bei Breitkopf & Härtel und im Verlag Neue Musik erschienen.
Foto: © Erik-Jan Ouwerkerk