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Akyol, Taner
Komponist
Der 1977 in Bursa, der viertgrößten Stadt der Türkei, geborene Taner Akyol machte bereits während seiner Grundschulzeit erste Erfahrungen mit der türkischen Langhalslaute Bağlama (Saz). Im Alter von 14 Jahren bestand Akyol die Aufnahmeprüfung am Musikgymnasium in Bursa, das er vier Jahre später mit Fachabitur und dem Hauptfach Geige erfolgreich abschloss. 1996 zog es den jungen Künstler nach Berlin, wo er Kompositionsunterricht bei Helmut Zapf am Studienvorbereitenden Institut der Musikschule Kreuzberg erhielt. Noch im gleichen Jahr gab er sein erstes Solokonzert. Von 1997 bis 2003 studierte er Komposition bei Prof. Hanspeter Kyburz an der Hochschule für Musik Hanns-Eisler, gefolgt von einem Zusatzstudium als Meisterschüler bei Prof. Walter Zimmermann an der Universität der Künste, das er im Sommer 2006 erfolgreich abschloss.
Als Bağlama-Solist und als Komponist wurde Taner Akyol mehrfach ausgezeichnet, so mit dem „Musikpreis der Kulturen in Berlin“ beim musica vitale Wettbewerb 1998, im Jahr darauf mit dem Hanns-Eisler-Preis für Komposition und Interpretation zeitgenössischer Musik und 2007 beim internationalen Kompositionswettbewerb „global music – contemporary expression“. Er schrieb Auftragswerke für Festivals wie „Istanbul in Berlin“, „Randspiele“ und „Klangwerkstatt“. Für die Komische Oper Berlin hat er die Kinderoper „Ali Baba und die 40 Räuber“ vollendet, die am 28. Oktober 2012 uraufgeführt wurde.
Im Jahr 2000 gründete Akyol mit Freunden das interkulturelle Ensemble „Cornocopia“, das sich in Eigenkompositionen ebenso wie im gemeinsamen Musizieren ethnischer, klassischer und zeitgenössischer Musik widmet. Taner Akyols Bemühungen, die Bağlama der europäischen Komponisten- und Hochschulszene nahe zu bringen, fanden 2002 durch seine Berufung in die Jury für die Fachrichtung Bağlama beim 39. Wettbewerb von „Jugend musiziert“ erste Anerkennung.
Seit 2004 leitet er das „ta Musikatelier“ in der Dieffenbachstraße in Berlin-Kreuzberg.
Beim Label enja records liegen mehrere CD-Veröffentlichungen von und mit Taner Akyol vor, darunter „Birds of Passage“ mit zwölf in der türkischen Tradition verankerten Stücken, gespielt von unterschiedlich großen, aus einer Kombination von westlichen und orientalischen Instrumenten bestehenden Kammer-Ensembles, eine CD mit der weltberühmten griechischen Sängerin und Theodorakis-Interpretin Maria Farantouri und – unlängst veröffentlicht – „Dance to the Sun“mit dem Taner Akyol Trio, bestehend aus Antonis Anissegos am Klavier, Perkussionist David Kuckhermann und dem Komponisten selbst an der Bağlama.
Die Musik Taner Akyols ist ohne Zweifel der westeuropäischen Avantgarde verpflichtet, verleugnet dabei aber an keiner Stelle die kulturellen Wurzeln seines Schöpfers. Das äußert sich nicht allein in der gelegentlichen Verwendung türkischer Instrumente wie Kaval, Zurna oder Bağlama. Die kulturellen Einflüsse seines Herkunftslandes reichen vielmehr in die kompositorische Substanz seiner Werke, sind in einer melismenreichen Melodieführung ebenso wie in einer an zahlreichen Stellen seiner Orchesterpartituren aufscheinenden, durchaus orientalisch anmutenden Heterophonie verortbar.
Der berühmte Komponist und Klaviervirtuose Fazil Say schreibt über Taner Akyol: „Ohne Zweifel ist Taner Akyol einer der herausragendsten Saz-Virtuosen der letzten Jahre. In erster Linie ist er jedoch Komponist. Ein Komponist, der der Volksmusik ein neues Gesicht schenkt, der lernt, arbeitet und sich müht, um Neues zu schaffen.“
Foto: Sebastian Dudey