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Mangold, Maximilian
Herausgeber
Maximilian Mangold ist seit 1998 Sachgebietsleiter für Zupfinstrumente an der Städtischen Musikschule Mannheim. Aus seiner erfolgreichen Gitarrenklasse gehen zahlreiche Wettbewerbspreisträger insbesondere der Landes- und Bundeswettbewerbe Jugend-Musiziert hervor.
Maximilian Mangold gilt "...als einer der im Augenblick künstlerisch interessantesten deutschen Gitarristen" (Fono Forum). Die Fachzeitschrift "Gitarre Aktuell" bezeichnet ihn als "Ausnahmegitarristen". Er gibt als gefragter Solist zahlreiche Konzerte in Deutschland und Europa und ist ein ebenso vielseitiger Kammermusiker in Duos mit Harfe, Flöte, Violine, Cembalo, Hammerflügel, Traversflöte und Sprecher, im Trio mit Flöte und Bratsche sowie mit dem Vlach-Quartett-Prag. Sein außerordentlich umfangreiches Repertoire dokumentiert sich auch in 19 CD-Einspielungen, die in der Fachpresse überschwänglich gelobt und als Referenzaufnahmen gepriesen werden ("Klassik Heute-Empfehlung", "Fono Forum-Stern des Monats", Klassik.Com: "Die Interpretation durch M. Mangold ist ein absoluter Genuss... ein Muss für jeden Klassik-Interessierten").
Er erhielt zahlreiche Preise: u.a. bei den internationalen Gitarrenwettbewerben in Mettman, der Guitar Foundation of America in Quebec (Kanada) und in Northridge (USA); Stipendium des Deutschen Musikwettbewerbs, Aufnahme in die 38. Bundesauswahl Konzerte junger Künstler des Deutschen Musikrats; Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, des Bayerischen Musikfonds und des DAAD; Staatlicher Förderpreis für junge Künstler des Bayerischen Kultusministeriums.
Rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie Konzertmitschnitte durch Radio Bremen, SWR, NDR, HR, BR, WDR, Radio Litauen, Conzert Zender Nederlande und Tschechischer Rundfunk. Konzerte u. a. bei Christopher Summer Festival Vilnius (Litauen), Holland Music Sessions, Polska Akademia Gitary Polen, Agimus Catania (Italien), Meisterkonzerte in Wiltz (Luxemburg), Aabenra (Dänemark), Prager Rudolfinum, Moselfestspiele, Europäische Wochen Passau u.v.a. Die Fachzeitschriften Fono Forum, Concertino, Gitarre Aktuell und Akustik Gitarre widmeten ihm Interviews und Porträts. Viele Komponisten widmeten ihm und seinem Duo mit Mirjam Schröder (Harfe) ihre Werke darunter Dieter Mack, Gerhard Müller-Hornbach, Cord Meijering, Maximo Diego Pujól, Juan Manuel Cortés, Marco Pereira, Ulrich Leyendecker, Konstantin Vassiliev, Alois Bröder u.v.a. Zusammen mit Mirjam Schröder gibt er die Editionsreihe Zeitgenössische Musik für Gitarre und Harfe beim Verlag Neue Musik Berlin heraus.
Photo: Dietrich Bechtel
Interview mit Maximilian Mangold in "Auftakt", 4-2017:
Auftakt: Wie entstand der Wunsch, mit Jugendlichen in der Kategorie Neue Musik-Ensemble anzutreten?
M. Mangold: Die Kategorien bei Jugend Musiziert wechseln immer in der Abfolge: Solo, Ensemble, Neue Musik. Wir alle wissen, wie wichtige es ist, im Unterricht Ziele zu setzen. 2014 wäre für drei sehr begabte Schülerinnen und Schüler keine andere Teilnahme als in der Kategorie Neue Musik möglich gewesen. Es war zunächst nicht ganz einfach, meine Schüler davon zu überzeugen, zumal sie nicht richtig wussten, worauf sie sich da einlassen. Aber glücklicherweise sind sie mir vertrauensvoll gefolgt und wurden damals und ebenfalls die Ensembles in diesem Jahr mit Preisen beim Bundeswettbewerb belohnt.
Auftakt: Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Kategorie bisher sammeln können?
M. Mangold: Die Bandbreite des musikalischen Ausdrucks von ganz zart bis wild und aggressiv ist tendenziell in der Neuen Musik größer. Außerdem ist es noch wichtiger, das musikalische Geschehen auch gestisch darzustellen und zu unterstützen. In dieser Hinsicht haben meine SchülerInnen unglaublich profitiert und können jetzt viel mehr aus sich rausgehen. Ihre gesamte Bühnenpräsenz hat sich enorm verbessert. Das war sehr hilfreich bei Jugendlichen, die um die 15 Jahre alt sind und meistens erst anfangen, so etwas wie eine künstlerische Persönlichkeit zu entwickeln.
Darüber hinaus werden in der Musik unserer Zeit rhythmisch oftmals deutlich höhere Anforderungen gestellt als in traditioneller Musiksprache. Auch hier gab es viel zu lernen. Dem gegenüber stehen wiederum auch rhythmische Freiheiten in aleatorischen Stellen oder Space-Notation. Das war eine völlige neue Erfahrung für die SchülerInnen. Da hieß es anfangs schon mal: „was soll das denn?“. Aber als der musikalische Sinn verstanden war, wie ein nervöses Gewusel im freien Gegeneinander schneller Figuren entsteht, hatten die Jugendlichen viel Spaß daran. Manchmal sind Werke über weite Strecken rhythmisch gar nicht festgelegt, so dass die SpielerInnen sich keinem Metrum überlassen können. Hier mussten die Stimmen der Mitspieler umso mehr mitverfolgt sowie wachsam und schnell reagiert werden; und das jedes Mal ein klein wenig anders. Nicht zuletzt kommen natürlich die ungewohnten Spieltechniken, die Erzeugung von Geräuschen, Perkussionseffekte, Tapping, Kratzen auf den Saiten, Skordaturen usw. hinzu. Das alles hat die Schüler reifen und routinierter werden lassen.
Auftakt: Wie verläuft der Erarbeitungsprozess mit den Jugendlichen? Ich kann mir vorstellen, dass zuerst einmal der Zugang zu dieser für die meisten ungewohnten Musik geschaffen werden muss.
M. Mangold: Die Schülerinnen und Schüler waren begeistert, dass etwas speziell für sie komponiert und ihnen sogar gewidmet wurde. Das hat von Anfang an alle sehr motiviert. Kinder und Jugendliche sind oft viel neugieriger und aufgeschlossener als man denkt. Im Duo „what is it like“ von Stephan Marc Schneider kommen zum Beispiel zwei Smartphones und Tischtennisbälle zum Einsatz, was ich schon wusste, bevor ich die endgültigen Noten hatte. Meine Schüler, beide 12 Jahre alt, konnten es gar nicht erwarten, mit diesem Stück loszulegen. Wichtig ist es vor allem, die Musik und ihre Atmosphäre, bildlich zu beschreiben und gemeinsam mit den SchülerInnen eine Vorstellung davon zu entwickeln. Die ungewohnten technischen Anforderungen benötigen natürlich detaillierte Hilfestellungen. Selbst bei traditionell notierten Abschnitten müssen in jedem Fall die einzelnen Stimmen für die Schüler mit mehr Fingersätzen eingerichtet werden als sonst. Rhythmus bedarf gesonderter Betrachtung ohne Instrument und vor allem durch lautes Mitzählen, was bei den SchülerInnen nicht gerade beliebt ist.
Auftakt: Ihre Reihe„ Neue Gitarrenmusik für Musikschule und Jugend Musiziert“ beim Verlag Neue Musik umfasst bisher über 20 Notenausgaben mit Werken, welche für Ihre Schüler komponiert wurden. Haben Sie Kriterien, nach denen Sie die Komponisten aussuchen, die etwas für Jugendliche schreiben sollen? Wenn ja, welche?
M. Mangold: Ich bin für den Wettbewerb 2014 im Repertoire moderner Gitarrentrios nicht ausreichend fündig geworden. Das Repertoire für Gitarren-Quartett in der Neuen Musik ist weit umfangreicher. Da lag es nahe, neue Trio-Kompositionen anzuregen. Man muss Komponisten finden, die unentgeltlich schreiben. Das macht nicht jeder. Sie müssen flexibel sein und mir vertrauen, wenn ich ihnen sage, dass etwas nicht funktioniert, die Schüler in dem Alter das noch nicht können oder bestimmte Anforderungen in der zur Verfügung stehenden Zeit einfach nicht leistbar sind. Die Komponisten müssen sich also auf das individuelle Niveau der Kinder und Jugendliche einstellen können. Trotzdem war es bis jetzt immer unverkennbar die persönliche Handschrift der Komponisten.
Als erstes habe ich einige der Komponisten gefragt, mit denen ich selbst als Solist und Kammermusiker schon gearbeitet habe. Mit Alois Bröder, René Mense, Timo Jouko Herrmann und vielen anderen verbindet mich eine langjährige sehr erfreuliche Zusammenarbeit. Das Gleiche gilt für Ulrich Leyendecker und Sidney Corbett, die mir zum Beispiel Absolventen von sich empfahlen. Sidney Corbett schrieb mit „Graffiti“ auch selbst ein Trio. Einziges ästhetisches Kriterium ist eigentlich nur, dass ein abwechslungsreiches Wettbewerbsprogramm entstehen muss und sich die Komponisten daher in ihrer Tonsprache unterscheiden müssen. Nichtsdestoweniger dürfen die Werke nicht zu traditionell angelegt sein, um in die Kategorie zu passen.
Auftakt: Haben die Komponisten schon vorher Erfahrungen beim Schreiben für Zupfinstrumente oder sind gar selbst Zupfmusiker?
M. Mangold: Zupfmusiker im eigentlichen Sinne, also konzertierender Gitarrist, ist eigentlich fast keiner. Wohl aber haben manche vorher schon Werke für und mit Gitarre komponiert. Nicht selten musste ich Bedenken zerstreuen, wenn Komponisten meinen, sie würden das Instrument nicht gut genug kennen und versichern, dass ich stets für Beratung und Fragen zur Verfügung stehe.
Auftakt: Was reizt Sie als Pädagoge daran, mit jugendlichen Kammermusik-Ensembles Neue Musik zu erarbeiten?
M. Mangold: Die positiven Erfahrungen mit meinen Schülern habe ich eingangs geschildert. An deren Entwicklung teilzuhaben, begeistert mich immer wieder aufs Neue. Mich selbst reizt es den Entstehungsprozess neuer Werke mitzuerleben, Neues zu entdecken und mir das zu erarbeiten. Im Laufe der letzten Jahre entstanden immer mehr neue Werke und irgendwann hatte ich die Idee, die Stücke herauszugeben, da das auch für andere interessant sein könnte. Der Verlag Neue Musik war gleich sehr angetan davon, da ich dort schon zusammen mit Mirjam Schröder Herausgeber der Reihe „Gitarre und Harfe“ war. Es entstand die Edition „Neue Gitarrenmusik für Musikschule und Jugend Musiziert“. Im Übrigen entstehen ebenfalls neue Werke für meine SchülerInnen, wenn sie an der Solo-, oder Ensemblekategorie teilnehmen. In diesem Zusammenhang möchte ich besonders Alois Bröders „…volante…“ für zwei Gitarren hervorheben, mit dem Lucia Enzmann und Luca Weigand letztes Jahr beim BW in Kassel einen 1. Preis mit 25 Punkten errangen. Es ist ein wirklich herausragendes Werk und eine echte Repertoirebereicherung, die man auch Profiduos empfehlen kann. Die allerersten Stücke für meine Schüler hat vor vielen Jahren übrigens Dietmar Ungerank komponiert. Die Idee war, sehr junge Schülerinnen und Schüler, also Acht- und Neunjährige, an zeitgenössische Musiksprache heranzuführen. Ich dachte, das gelingt am besten, wenn ich sie eine Geschichte schreiben oder etwas malen lasse. Das wurde mit Freude aufgenommen.
Auftakt: Welche Rückmeldungen kamen bisher von den jugendlichen Musikern?
M. Mangold: Sowohl 2014 als auch dieses Jahr in Paderborn hat das Neue Musik-Programm so nachhaltig begeistert, dass alle gesagt haben, sie wollen in der darauf folgenden Solowertung wieder etwas Modernes spielen, da es ihnen so sehr Spaß gemacht hat. Das ist nun wirklich ein gutes Zeichen.
Auftakt: Welches Feedback bekamen diese Neue-Musik-Ensembles von den Fachjurys von "Jugend musiziert"?
M. Mangold: Leider war die letzten beiden Male kein Fachjuror in der Kategorie Neue Musik in der Jury. Vielleicht ändert sich das, wenn mehr Zupfensembles teilnehmen. Es ist in der Tat schon schwierig, wenn Zupfensembles in dieser Kategorie gegen 10 Celli oder ein großes Schlagzeugensemble antreten. Somit ist es schwierig, mit der Kritik, es sei zu leise gewesen, umzugehen.
Auftakt: Wissen Sie, ob die bisher von Ihnen initiierten Werke bereits bei anderen Pädagogen bekannt sind oder schon mehrmals aufgeführt wurden?
M. Mangold: Nein, das ist mir bislang nicht bekannt. Aber vielleicht trägt dieses Interview zur Verbreitung bei. Das wäre schön und den Komponisten und ihren Werken zu wünschen.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung