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Kutavičius, Bronius
Komponist
Bronius Kutavičius (geb. 1932) studierte von 1959 bis 1964 Komposition am Lithuanian State Conservatory (heute Lithuanian Academy of Music and Theatre) bei Prof. Antanas Račiūnas. 1987 erhielt er den Litauischen Staatspreis, 1995 den Litauischen Nationalpreis für Kunst und Kultur, 1996 den Preis des "Probaltica"-Festivals in Toruń, Polen. 1999 wurde er mit dem Orden der 4. Klasse des Litauischen Großfürsten Gediminas und mit dem Offiziers-Kreuz-Orden für seine Verdienste für die Republik Polen ausgezeichnet, 2003 mit dem Orden „Für die Verdienste für Litauen“. Er gewann mehrere Preise bei den von der Litauischen Komponistenvereinigung organisierten Kompositionswettbewerben: bestes Bühnenwerk (Bühnen-Diptychon „Ignis et fides“, 2003), bestes Kammermusik-Werk (Cello-Oktett „Andata e ritorno“, 2008), nochmals bestes Bühnenwerk (Musik für einen Stummfilm von Carl Theodor Dreyer, „The Passion of Joan of Arc“, 2010). Mit seinen Kompositionen „The 10th of April, Saturday... “ für Sopran und Orchester und „Winter Cares“ für Chor und Orchester war er auch in den Jahren 2011 und 2012 unter den Preisträgern dieses Wettbewerbs. Außerdem gewann Kutavičius den Preis der World Intellectual Property Organization (2003) und den „Author of the Year“-Preis, gestiftet von der Litauischen Urheberrechts-Gesellschaft (2004).
Seine Musik wird regelmäßig bei bedeutenden Festivals aufgeführt: Warschauer Herbst (1978, 1983, 1987, 1990, 1991, 1994, 1997, 1999, 2002), Huddersfield Contemporary Music Festival (1990), Festival International des Musiques d'Aujourdhui de Strasbourg 'Musica' (1992), Mare Balticum (1992, Finnland), De Suite Muziekweek (1995, Niederlande), Wratislavia Cantans (1995, Polen), Vale of Glamorgan Festival (1996, Großbritannien), Baltic Arts'96 (Großbritannien), Probaltica'96 (Polen), Spitalfields Festival (2002, Großbritannien), MaerzMusik (2003, Deutschland), Icebreaker II: Baltic Voices (2004, USA), ISCM World Music Days in Vilnius (2008). 1998 war Bronius Kutavičius composer in residence beim Music Harvest Festival in Odense, Dänemark.
Es gibt mehrer Publikationen, die sich dem Schaffen Bronius Kutavičius’ widmen: „Bronius Kutavičius. A Music of Signs and Changes“ von Raminta Lampsatis (Vilnius, 1998; englisch), „Pagan Avant-Garde. Theoretical aspects of music by Bronius Kutavičius“ von Inga Jasinskaitė-Jankauskienė (Vilnius, 2001; litauisch), and „Music of Bronius Kutavičius. Passing Time“ by the same author (Vilnius, 2008; litauisch). Bronius Kutavičius’ Diskographie umfasst zur Zeit 7 Portrait-CDs.
Der Name des Komponisten wird vor allem mit den enthüllenden Wirkungen auf seine intellektuellen Zeitgenossen verbunden, mit Werken wie „Pantheistic Oratorio“ (1970), „Last Pagan Rites“ (1978) und „From the Jatvingian Stone“ (1983). Diese großen Werke repräsentieren am besten die Ideen und den Stil des Komponisten:
Kutavičius’ Oratorien sind durch spezielle zeitlich-räumliche Beziehungen geregelt und auch durch den visuellen Aspekt der Aufführung; die theatralische Wirkung, die rituelle Energie verleihen Kutavičius Arbeiten eine außergewöhnliche Magie; ein ständig pulsierender Rhythmus magnetisiert das Publikum, das in die Aufführung miteinbezogen wird; Kutavičius’ Musik ist von allen akademischen Fesseln befreit; oft werden absichtlich „raue“ und „nackte“ Texturen verwendet; die konzentrierten Ideen des Komponisten werden durch äußerst sparsame Techniken vermittelt; seine größte Stärke ist seine Einsicht in den Kern der litauischen Volksmusik, jenseits der unmittelbar erfahrbaren Klangwirkung.
Die Arbeiten Bronius Kutavičius’ transzendieren die Sphäre der reinen Musik und sind in einem viel breiteren kulturellen Bereich zu sehen. Sie legen Jahrhunderte alte Schichten frei und reichen zurück bis in prähistorische Zeiten um in mythischen und religiösen Archetypen zu sprechen. Dabei richtet sich Kutavičius’ Musik durchaus an das Publikum – sie spricht zu ihm in einer neuen Sprache. Kutavičius verwendet alle modernen Techniken wie Reihentechnik, Klangkomposition, Aleatorik, Kollage, Repetitionen der Minimal Music (die ihr Äquivalent in alter Volksmusik finden), Organisation des Raumklangs und – daraus folgend – eine neue Form der Notation. Der archaische und urzeitliche Charakter der Musik des „kulturellen Archäologen“ Bronius Kutavičius kommt durchaus aufgrund rationaler und mathematisch exakter Techniken zustande. Seine präzisen und manchmal anspruchsvollen Klanggebilde sind immer voller Leben und transportieren starke Emotionen.