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Brass, Nikolaus
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Nikolaus Brass wurde 1949 in Lindau / Bodensee geboren. Nach dem Abitur 1968 Medizinstudium in München, gleichzeitig private Kompositionsstudien bei Peter Kiesewetter an der Musikhochschule München. Fortsetzung und Abschluss des Medizinstudiums (Staatsexamen) an der Freien Universität Berlin. Dort begleitend Kompositionsstudien an der Hochschule für Musik bei Frank Michael Beyer und später private Studien bei Helmut Lachenmann in Hannover. Mehrere Jahre als Arzt klinisch tätig. Von 1982 bis 2009 Redakteur einer medizinisch-wissenschaftlichen Zeitung.
Zwischen 1978 und 1986 wiederholte Besuche der Darmstädter Ferienkurse, dort auch prägendes Zusammentreffen mit Morton Feldman.
Veröffentlichte Kompositionen seit 1981, nachdem Brass zum Gaudeamus-Musikfestival nach Holland mit der Vokalkomposition „Traumrede“ eingeladen wurde. Im gleichen Jahr erhielt er einen Preis beim Jürgen-Ponto-Kompositionswettbewerb für sein Streichtrio „Morgenlob“. 1982 folgte eine Einladung zum Komponistenseminar nach Boswil mit der Ensemblekomposition „Nachtmusik“. Danach u.a. Aufführungen beim Cantiere d’arte in Montepulciano (1986), den Donaueschinger Musiktagen (1988) mit der Orchesterkomposition „Landschaft der Vergangenheit“, Musikprotokoll Graz (1991), musica viva München (1997), Wittener Tage für neue Kammermusik (2000) und eclat – Festival für neue Musik Stuttgart (2001) mit der Auftragskomposition „similar sounds“ für Orchester (SWR-Radiosymphonieorchester Stuttgart).
Seit 2003 zahlreiche Ur- und Erstaufführungen bei den wichtigsten Festivals für Neue Musik. So wurde 2003 in Stuttgart unter Rupert Huber vom SWR Symphonieorchester und dem SWR Vokalensemble Stuttgart die Komposition „structures of echo – lindauer beweinung“ für 32 Stimmen und Orchester uraufgeführt, 2006 folgte durch das Rundfunksinfonieorchester Berlin (RSB) die Uraufführung von „VOID II“ für Saxophon, Schlagzeug, Klavier und Orchester beim Festival Ultraschall in Berlin. Die Komposition nimmt ideelen Bezug zur Architektur des Jüdischen Museums in Berlin. Im Jahr 2007 erklangen erstmals „Von wachsender Gegenwart“ für 18 Streicher (Auftrag des Münchener Kammerorchester) und „L’inferno - Landschaft für Orchester“ (Auftrag der musica viva) durch das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Johannes Kalitzke. 2006-2007 Komposition des abendfüllenden Zyklus für verschiedene Streicherbesetzungen („songlines“) mit Uraufführungen u.a. in München, Hamburg, Stockholm und Eriwan. Zyklische Aufführung in München (2009) und bei der „Pilgerwanderung“ beim Klangspurenfestival in Schwaz, Tirol (2012). 2008 stand Nikolaus Brass im Mittelpunkt der Internationalen Weingartener Tage für Neue Musik. Im November 2009 wurden bei den Klangwerktagen in Hamburg seine Kompositionen VOID und VOID II erstmals zusammen in einem Konzert aufgeführt. In einem Podiumsgespräch im Zusammenhang mit diesem Konzert unterhielt sich Nikolaus Brass mit Daniel Libeskind über Formen des Gedenkens in Architektur und Musik. 2010 widmete das Festival Ultraschall in Berlin Brass ein Portraitkonzert, ebenso wie das Festival Eclat in Stuttgart. Im Februar 2011erfolgte bei Eclat die Uraufführung der szenisch-konzertanten Komposition „Stimme und Tod“ durch die Neuen Vokalsolisten Stuttgart. Im gleichen Jahr gab das Orchester Jakobsplatz München ein Werk für Kammerorchester („voci sommerse“) für seine Usbekistantounee in Auftrag, Uraufführung war am 5. November 2011 in Samarkant, die deutsche Erstaufführung am 5. 12. 2011 unter Daniel Grossmann im Hubert Burda Saal des Jüdischen Zentrums in München. Im Juni 2012 dirigierte Peter Eötvös die Uraufführung von Brass’ Orchesterkomposition „Der Garten“ für vier Männerstimmen und Orchester im Rahmen der musica viva München. Für den Internationalen Musikwettbewerb der ARD schieb Brass 2016 das Wettbewerbsstück „etchings“ für Streichquartett. Im selben Jahr wurde wieder bei der musica viva die Komposition „Der goldene Steig“ für Sopran und Orchester (nach einem Text von Peter Kurzeck) uraufgeführt (Sopran: Sarah Maria Sun, musikal. Leitung: Peter Rundel).
In letzter Zeit widmet sich Brass vermehrt szenischen Projekten. Im Mai 2012 präsentierte er im Rahmen der Biennale für neues Musiktheater in München seinen Musiktheater-nucleus „memory“ für einen Sänger, einen Tänzer und Zuspielung. Das szenische Projekt: „Dialoghi d’ amore IX – Orte für Musik“ für Sopran und Kontrabass (NM 3168) erlebte im gleichen Jahr im Rahmen der Gemeinschafts-Arbeit: „Das Innere des äußeren“, zusammen mit Stücken von Antoine Beuger und Eva Maria Houben in Düsseldorf, München und 2013 am Theater Dortmund seine Premiere. Am 12. Mai 2014 kam sein Kammermusiktheater „Sommertag“ in der eigenen Textfassung nach dem gleichnamigen Drama von Jon Fosse in der Inszenierung von Christian Marten-Molnar im Rahmen der Münchener Biennale für neues Musiktheater heraus. Im Januar 2015 fand das erfolgreiche Gastspiel dieser Produktion beim Festival Ultraschall in Berlin statt. Im Februar 2018 kam es an der Staatsoper Berlin in der Neuen Werkstatt zur ersten Neuinszenierung von Sommertag (Regie: Eva Maria Weiß, Musikal. Leitung: Max Renne). Das Musiktheater „earth diver“, eine Kooperation von Muziektheater Transparant (Antwerpen) und der Ruhrtriennale mit Musik von Heinrich Schütz und Nikolaus Brass wurde am 21. September 2016 im Salzlager der Zeche Zollverein mit dem Chorwerk Ruhr (musikal. Leitung Florian Helgath) uraufgeführt. Im Mai 2018 wurde diese Produktion zu den Operadagen Rotterdam eingeladen. Am 13. Juli 2018 erfuhr das Musiktheater „Die Vorübergehenden“ in der Inszenierung von Ludger Engels und der musikalischen Leitung von Marie Jacquod seine Uraufführung. „Die Vorübergehenden“ sind ein Auftrag der Bayerischen Staatsoper für die Opernfestspiele 2018.
Im Jahr 2009 erhielt Brass den Musikpreis der Landeshauptstadt München, nachdem er 1999 den Förderpreis Musik erhalten hatte. Seit 2014 ist Brass Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und seit dem Sommer 2021 Direktor der Musikabteilung der Akademie. Seit 2016 ist er Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste. Bei den Labels NEOS und col legno sind zahlreiche Portrait-CDs mit Kammer- und Orchestermusik erschienen. Folgende Werke aus dem Verlag Neue Musik Berlin sind auf CDs veröffentlicht: "Figuren der Sehnsucht" mit "Harmonies I-IV" auf: Figuren der Sehnsucht NEOS 22001 (2020) mit Hans Maier, mitteltönig gestimmtes Akkordeon. "Songs & Melodies" auf: PLUS! Works for Clarinet Duo and Accordion NEOS 22003 (2021) mit dem Klarinetten-Duo Zelinky/Smeyers und Krisztian Palagyi, Akkordeon. "similar sounds" auf: Nikolaus Brass Choral & Orchestral Works Vol.2 NEOS 11911 (2019) mit similar sounds - music for orchestra (Radio-Sinfonieorchster Stuttgart, Ltg. Robert HP Platz) und fallacies of hope - Music for 32 voices in four groups. Für 2023 gepalnt ist eine CD-Produktion mit den Ensemblestücken "Riss - Schatten - Sturz" und "Dialoghi d‘amore II, 2. Abschrift" mit dem ensemble risonanze erranti (Ltg. Peter Tilling). Die Komposition "In der Farbe von Erde" - Musik für Viola, 44 Streicher und 2 Schlagzeuger wird im Februar 2023 mit Tabea Zimmermann als Solistin und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bei einem Konzert der musica viva uraufgeführt.
Foto: Astrid Ackermann