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Corcoran, Frank
Komponist
Es ist ein langer Weg nach Tipperary – und jetzt ist alles weit weg von Tipperary, wo ich 1944 geboren wurde.
Intensive Geräusche, Ansichten und Gerüche aus meiner ländlichen Kindheit leben weiter. Auch mein intensives Interesse am mythischen Irland, seinen zwei Sprachen und seiner qualvollen Geschichte. Meine Musik versucht dieses irische Bewusstsein zu erforschen (wenn auch nicht in einem selbstbewussten pastoralen Pastiche).
Die frühe Lektüre von Thomas Manns „Doctor Faustus“ führte mich in die Welt der „germanischen Musik“ – Komposition als Pakt mit dem Teufel.
In unserer heutigen Welt, die von so viel Schallmüll und musikalischem Junk-Overkill gesättigt ist, muss das Schaffen neuer Kunst/Musik auf höchste Konzentration abzielen und der Künstler sollte das ironische Bewusstsein haben, dass andere diesen Weg zuvor gegangen sind. (Siehe alle meine „Quasi“-Kompositionen). Gute Kunst ist jedoch autonom. Es geht um sie selbst.
Ich habe in Maynooth, Dublin, Rom und Berlin (bei Boris Blacher) Literatur, Philosophie, Theologie und Musik studiert. Von 1971 bis 1979 war ich Musikinspektor in Dublin.
1980 DAAD Berlin Künstlerprogramm und Gastprofessor. 1982 Professor in Stuttgart und ab 1983 in Hamburg.
1989-1990 Fulbright-Professor in den USA; viele Gastvorträge, darunter in Harvard, Princeton, CalArts, Boston, NYU, Indiana usw.
Mitglied von AOSDANA, der irischen Akademie der Künste, seit ihrer Gründung im Jahr 1982.
Meine erste Symphonie wurde 1981 in Wien uraufgeführt (O.R.F.S.O., Lothar Zagrosek).
Die einsamen großen Komponisten des 20. Jh. ebneten mir den Weg, die Zweite Wiener Schule, Strawinsky, Bartók und andere. Als Student in Dublin lernte ich, meine neokoloniale kulturelle Situation zu verachten, wobei die Londoner Musikpädagogik oft kompromittiert, schwach und feige wirkte. Mein Berliner Studium bei Boris Blacher hatte bereits mein Interesse an musikalischer Rhythmus- und Farbfreiheit geweckt. In den siebziger Jahren war ich stark von der neuen polnischen Musik beeinflusst, vor allem beeindruckte mich die gigantische Figur von Witold Lutoslawski. Bei der Zagreber Biennale 1976 und dem Warschauer Herbst 1977 war ich von seinen Werken wie geblendet.
Mein Schaffen umfasst Kammermusik, symphonische, Chor- und elektroakustische Werke. Ich habe auch mit Texten irischer Dichter gearbeitet, z.B. Seamus Heaney auf Englisch und Gabriel Rosenstock auf Irisch.
Meine Werke wurden in Europa, Asien, den USA, Kanada und Südamerika aufgeführt und ausgestrahlt. Aufträge unter anderem von NDR, RTE, Irish Arts Council und Arts Council von Nordirland, SFB, WDR, DLF, New York North-South Chamber Orchestra, AXA International Piano Competition, Wireworks Hamburg, Sli Nua, Musica Viva Boston, Lyric Fm, Cantus Zagreb, RTE , National Symphony Orchestra, Concorde, Antipode, Crash, UWM, Living Music Dublin, Irish New Music Festival, Zagreb Biennale, etc.
Kompositionspreise konnte ich vom Dublin Symphony Orchestra gewinnen, von Varming, Studio Akustische Kunst, Bourges International Festival, den schwedischen EMS-Preis und I. F. C .M. Premier Prix, Sean O'Riada.
Was bedeutet das alles? In einer Welt, die noch nie zuvor einen so riesigen Ozean musikalischen Mülls erlebt hat wie heute, bleibt die ästhetische Herausforderung dieselbe.
Es gibt eine Ethik des Komponierens; Jede meiner Kompositionen zielt darauf ab, ein geschlossenes Stück kreativer Fantasie zu werden – geschweißt und poliert – in Mahlers Worten „Eine Welt für sich!“ Horaz‘ „Ars est celare artem“ – genau. Gute Kunst beinhaltet so viel. Es gibt keinen Platz für das Leere, Prätentiöse und Satte.
Stringenz ist alles.
(Frank Corcoran)