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Gabriel Iranyi
für Klavier solo
ISBN: 978-3-7333-0734-9 ISMN: M-2032-1465-6 Product No.: NM1238
18,80 EUR incl. 7 % Tax
pieces
year of composition: 2010 , playing time: 7'30''
Die Chopin-Resonanzen sind als Hommage und gleichzeitig als Antwort auf die Frage gedacht, in welcher Weise heute – nach 2 Jahrhunderten – die Musik und Ideenwelt Chopins zeitgenössische Komponisten beeinflussen kann. Wohlbekannt ist einerseits, dass im Bereich der erweiterten Tonalität wenige Komponisten sich – wegweisend – so weit gewagt haben wie Chopin, und andererseits, dass es ihm mit dem IV. Satz seiner b-moll Klaviersonate gelang, das erste Klavierstück Neuer Musik zu komponieren.
Meine Chopin-Resonanzen sind als eine Reihe von 5 kurzen Momenten konzipiert, die auf Entwicklungen von kurzen strukturellen Elementen Chopin‘scher Provenienz basieren:
I. Reflexion sur le nom de Chopin: Die Buchstaben seines Namen werden durch das Notenalphabet wiedergegeben und im Rahmen einer 3-stimmigen Engführung allmählich absteigend bis hin zu den tiefsten Lagen des Klaviers geführt.
II. Verwandlungen: projiziert in allen 7 Oktaven ein kurzes rhythmisches 1-Ton-Motiv (aus der Étude Nr. 11, op. 25) und „verwandelt" dieses in immer dichtere Rhythmen; eine 2. Etappe erweitert die Oktave um einen Schritt (None) und verdichtet und trübt dadurch das Klangspektrum.
III. Verlust und Trost: Ein einziger c-moll-Akkord – der nach seiner Gestik sofort an das Prélude Nr. 20 erinnert – wird allmählich harmonisch und dynamisch verfremdet und mündet schließlich in ein Seufzermotiv.
IV. Bewegung, Prestissimo: ruft die Gestik des IV. Satzes der b-moll Sonate hervor; die Tonfolgen kombinieren symmetrische und asymmetrische Gruppierungen und verlangen vom Interpreten höchste technische Virtuosität.
V. Epilog, Lento: knüpft an die „Reflexion"des I. Satzes an, wird diesmal transponiert und allmählich aufsteigend geführt; in der Mitte trübt sich die Diatonik (Seufzermotive), bevor die ruhig leuchtenden Töne in den höchsten Registern verschwinden.
Diese fünf wechselnden Momente ermöglichen den Zuhörern, neue Klang-landschaften zu betreten, in denen die sehr feinen Chopin‘schen Reminiszenzen mit der zeitgenössischen Pianistik verbunden sind.
Es ist gar nicht so leicht zu beschreiben, was den besonderen Reiz der Musik des 1946 im rumänischen Klausenburg geborenen Gabriel Iranyi ausmacht. Der renommierte Musikwissenschaftler Elmar Budde schreibt über ihn: „Gabriel Iranyi ist mir als ein Komponist von Werken bekannt, die sich auf besondere Weise sowohl durch den tiefen Ernst der Diktion, als auch durch ihre unverwechselbare handwerkliche Gediegenheit auszeichnen.“ Der in Berlin lebende Iranyi studierte Komposition an der „George Dima“-Musikakademie der Klausenburger Universität bei Sigismund Todutza (einem früheren Schüler von Pizetti und Casella), schloss 1971 seine Studien mit dem Master of Arts in Komposition ab und erhielt seine erste Stelle als Dozent für Kontrapunkt in Jassy (Rumänien) an der George-Enesco-Musikhochschule. 1977 wanderte der jüdische Komponist nach Israel aus und unterrichtete Formenlehre, Kontrapunkt und Musiktheorie an der Rubin-Academy of Music in Tel Aviv, bevor er 1988 nach Berlin zog. In seiner Musik setzt sich Iranyi gerne mit äußeren Einflüssen auseinander. Das kann die Musik eines anderen Komponisten sein – wie in den Chopin-Resonanzen, in denen die Frage aufgegriffen wird, inwieweit die Musik und Ideenwelt Chopins zeitgenössische Komponisten beeinflussen kann. Oder die spielerische Farbigkeit der Bilder von Marc Chagall. In seiner 1987 entstandenen Hommage – großflächig und zugleich poetisch angelegt – spiegelt sich diese Farbigkeit und Unberechenbarkeit des großen Malerpoeten in der scheinbar unbekümmerten Art, in der so unterschiedliche Elemente wie jüdischer und christlicher Liturgiegesang mit kristallklaren Akkordballungen und brillanten Arpeggien versehen werden. Ganz anders die Chopin-Resonanzen, die man als „moments musicaux“, als musikalische Augenblicksgedanken bezeichnen könnte. Außer Chopin hat wohl nur noch Liszt die Musik seiner Zeit in den Bereich erweiterter Musikalität getrieben und das reizt einen musikalischen Entdecker wie Iranyi natürlich. Seine fünf kurzen Stücke basieren auf „kurzen strukturellen Elementen Chopin’scher Provenienz“, die mit den Mitteln der Neuen Musik weiter entwickelt werden. Ein kurzes rhythmisches 1-Ton-Motiv (aus der Étude Nr. 11, op. 25) wird in immer dichtere Rhythmen verwandelt, ein anderes Mal wird ein einziger c-Moll-Akkord – der nach seiner Gestik sofort an das Prélude Nr. 20 erinnert – allmählich harmonisch und dynamisch verfremdet und mündet schließlich in ein Seufzermotiv. Ein „Prestissimo“ ruft die Gestik des IV. Satzes der b-Moll-Sonate hervor; die Tonfolgen kombinieren symmetrische und asymmetrische Gruppierungen und verlangen vom Interpreten höchste technische Virtuosität und mit einem „lento“ überschriebenen Epilog schließt sich der Kreis, bevor die ruhig leuchtenden Töne in den höchsten Registern verschwinden.
PIANONews 7/8-2012 www.pianonews.de