Kompositionen von Moritz Eggert, Christian Glowatzki, Leander Kaiser, Sergey Khismatov, Peter Kiesewetter, Guido Klaus, Johannes X. Schachtner
Prof. Dr. Klaus Hinrich Stahmer
Prof. Dr. Dr. Peter Sadlo
NEUE TÖNE – ein Projekt des Tonkünstlerverbandes Bayern e. V.
Für die Neue Musik zählt das Schlagzeug zu den wichtigsten Instrumenten. Das Schlagzeug ist weniger von der klassischen Tradition vorgeprägt. Für viele Schlagzeuginstrumente schrieben erstmals Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts eigenständige Werke. Mit den Schlagzeuginstrumenten können neue Rhythmen und vielfältige neue Klangfarben entdeckt werden. Dabei öffnete sich die europäische Musik der Weltmusik, wofür das Schlagzeug prädestiniert ist. Diesem zentralen Instrument der Neuen Musik widmet der Tonkünstlerverband Bayern in seiner Reihe „Neue Töne“ ein eigenes Buch. Wie bei allen Büchern dieser Reihe wurden im Herbert-Baumann-Wettbewerb bayerische Komponisten aufgerufen, kürzere Werke in allen Schwierigkeitsgraden vom Anfänger bis zum Meisterklassenstudenten einzureichen. Die Jury wählte aus diesen Einsendungen Stücke nach kompositorischen und pädagogischen Gesichtspunkten aus.
Dr. Franzpeter Messmer
1. Vorsitzender Tonkünstlerverband Bayern e. V.
"Perkussionsinstrumente sind zweifelsohne die ältesten Werkzeuge musikalischer Äußerungen, dadurch von seelentief reichender Wirkung. Das Schlagwerk in voller Bandbreite für die ernste Musik entdeckt zu haben, gehört zu den größten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. Wenn sich also der Tonkünstlerverband Bayern in seiner neuesten Publikation der Notenreihe "Neue Töne" der aktuellen "Musik für Percussion" zuwendet, dann begibt er sich auf ein Gebiet, das sich in den letzten Jahrzehnten vital und entdeckungsfreudig in einem erstaunlichen Tempo weiterentwickeln konnte. Allein im Instrumentarium über alle Grenzen hinweg, aber auch in spieltechnischer Hinsicht mit Erfindungslust und in allen Musikgattungen wildernd. Die zwiebändige Ausgabe - solistische und Ensemble-Kompositionen - mit einem Schlagzeug-Festival in München vorzustellen, war zweifelsohne eine wirksame Methode, die Werke auf den Weg zu bringen und dem musikalischen Nachwuchs Neue Musik ans Herz zu legen. [...] Im Abschlusskonzert zeigte sich dies deutlich in Werken mit kargstem Instrumentarium, wie dem Nachruf von Wilfried Hiller, das auf dem Semantèrion des griechisch-orthodoxen Ritus zur Aufführung gelangte. Auf vergleichbare Reduktion ließen sich auch Johannes X. Schachtner (Invention II für vier Holzblöcke), Nicolaus A. Huber (Clash Music für ein Beckenpaar) und Markus Lehmann-Horn (Solo für kleine Trommel, Fuß und Pfeife) mit Mitteln der Verdichtung, Klangdifferenzierung und Strukturbildung überzeugend ein. Von höchster Ausdruckskraft in angespannter Emotionsleere präsentierte ein Quartett um Peter Sadlo Im Auge des Wirbelsturms von Peter Kiesewetter [...], narrative Bildkulissen bauten indes Dorothee Eberhardt mit dem eindrucksvollen El Conde de Gondomar für ein farbenreiches Set sowie Peter Wittrich mit Prayer on the Hills für Vibraphon und Werner Heider mit In der Tiefe für Marimba. Moritz Eggert trieb wieder einmal seine ironischen Spielchen mit Processional: Trilocke I für Blaskapelle ohne Bläser mit spaßiger Choreographie."
Reinhard Palmer, neue musikzeitung, November 2013
Abdruck mit freundlicher Genehmigung
Anspruchsvolle Vielfalt
Die beiden Schlagzeugbände des TKV Bayern
"Im ersten Band der vom Bayerischen Tonkünstlerverband herausgegebenen „Neue-Töne“-Reihe für Perkussion finden sich ausschließlich Werke für einzelne Interpreten. Dabei wurde von den Herausgebern Dr. Franzpeter Messmer, Prof. Dr. Klaus Hinrich Stahmer und Prof. Dr. Dr. Peter Sadlo auf eine große Vielfalt der musikalischen Ausdruckspalette und eines breit gefächerten Instrumentariums wert gelegt. Die Stücke sind zumeist in prägnanter Kürze gehalten. Wie bereits in den Violinbänden des TKV wurden allen Werken kurze biographische Informationen zu den Verfassern und einige hinführende Worte zu den Werken voran gestellt, in diesem Fall ergänzt durch die Legenden zur jeweiligen Spielanweisung und den verwendeten Schlagzeugsymbolen.
Der Gesamteindruck ist positiv, ein klares Notenbild und eine vorbildliche Gesamtredaktion ermöglichen einen schnellen und praktikablen Zugang zu den Werken. Diese lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen. So gibt es einige Werke nur für Mallet-Instrumente, andere für Einzelinstrumente, dann für nur 2 bis 4 Schlaginstrumente und für eine größere Batterie an Schlagwerk. Die technischen Anforderungen sind auf unterschiedlichstem Niveau angesiedelt, von recht einfach bis schwer, so dass der Interessierte sich die Sammlung auf der Suche nach seinem eigenen Leistungsniveau entsprechend durchschauen muss. Ideal ist die Zusammenstellung für Schlagzeuglehrer mit ambitionierten Schülern, die bereits einiges an Grundkenntnissen besitzen. Ebenso bietet der Band ein reiches Spielfeld für konzertierende Percussionisten, die auf der Suche nach gut einsetzbarer Erweiterung ihres Repertoires sind. Sicher wird sich auch ein Großteil der Werke für Wettbewerbe wie Jugend musiziert anbieten, gerade wegen ihrer Prägnanz und Pointiertheit.
Entsprechend umfangreicher sind die sieben Kompositionen für Perkussion-Ensemble des zweiten Bandes angelegt, wobei hier die Spieleranzahl von zwei bis vier Personen reicht. Wie im ersten Band zeichnet sich auch der zweite durch eine große stilistische Bandbreite aus. Moritz Eggerts „Processional“-Stücke sind zum Beispiel auf repetierende Muster angelegt, während Peter Kiesewetters „Im Auge des Wirbelsturms“ auf ruhige Klangflächen abzielt. Komplexe Rhythmusverschachtelungen bieten hingegen Sergey Khismatovs „Cymbals Quartet“, die „Inventionen I und II“ von Johannes Schachtner, etwas weniger aufwendig „Al Andalus“ von Leander Kaiser. Effektvoll angelegt ist „Move’n’Groove“ von Guido Klaus, während Christian Glowatzkis „spirit“ ein sensibel ausgehörtes Duo zwischen kleiner Trommel und Marimbaphon bietet. Alle Stücke stellen sicher eine willkommene Ergänzung zum bislang bekannten Ensemble-Repertoire dar. Wie von Dr. Messmer im Vorwort gewünscht, werden die Interpreten beider Bände sicher „viel Freude beim Entdecken und Spielen“ der abgedruckten Kompositionen haben.“
Wolfram Graf, neue musikzeitung, Dezember 2013
Abdruck mit freundlicher Genehmigung